Heizen mit Server-Wärme: Wie K51 die Energiewende neu denkt

Am 1. Oktober 2025 war der Unternehmer Benoît Strölin, Mitgründer und CEO der Firma K51, zu Gast beim Lions Club Weinfelden-Mittelthurgau. In seinem Referat stellte er eine ebenso einfache wie geniale Idee vor: Heizen mit Server-Wärme – oder wie er es nennt: die «Serverheizung».

Rechenzentren sind die Kraftwerke der digitalen Welt. Mit dem Boom von Künstlicher Intelligenz und datenintensiven Anwendungen steigt ihr Energieverbrauch rasant. Schon heute verbrauchen Rechenzentren weltweit rund 200 Terawattstunden pro Jahr, was gemäss K51-Webseite etwa einem Prozent des globalen Stromverbrauchs entspricht. Bis zu 40 Prozent dieser Energie verpuffen als Abwärme – ungenutzt in die Atmosphäre geblasen.

Die Lösung: Wärme als Ressource

Genau hier setzt K51 an. Das Thurgauer Start-up verfolgt einen radikal neuen Ansatz: High-Performance-Computing (HPC) dort betreiben, wo Wärme gebraucht wird – etwa in Gewächshäusern, Hotels oder Industrieanlagen. Die Server werden in speziellen Tanks mit Kühlung betrieben, wodurch 97 Prozent der Abwärme nutzbar gemacht werden können. So wird aus einem Abfallprodukt eine wertvolle Ressource.

Das Geschäftsmodell: Dezentral und doppelt effizient

Anstatt grosse Rechenzentren an einem Ort zu konzentrieren, setzt K51 auf dezentrale Standorte in unmittelbarer Nähe zu Wärmeverbrauchern. «Wir liefern fossilfreie Wärme frei Haus und nutzen Rechenleistung als innovativen ‹Brennstoff›», sagt Strölin. Damit wird die gleiche Energie zweifach genutzt: zuerst für Rechenleistung, dann fürs Heizen. Für die Kunden bedeutet das: CO₂-freie Wärme und eine bessere Klimabilanz.

Mehr als nur Heizen: Beitrag zur Netzstabilität

K51 denkt weiter: Durch Wärmespeicher lässt sich die Wärmeabgabe vom Rechenbetrieb entkoppeln. So können die Server dann rechnen, wenn Strom günstig und verfügbar ist. In Kooperation mit BKW Energy werden die Anlagen sogar am Regelenergiemarkt eingesetzt, um das Stromnetz zu stabilisieren. Das macht das Modell nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch attraktiv.  

Warum das wichtig ist

Die Idee der «Serverheizung» passt perfekt in den Trend zur Dekarbonisierung. Sie spart fossile Brennstoffe, reduziert CO₂-Emissionen und macht die Digitalisierung nachhaltiger. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Rechenleistung könnte dieses Modell ein Gamechanger für die Energiewende werden.

Die Lions-Mitglieder zeigten sich vom Referat von Benoît Strölin sehr beeindruckt. «Erstaunlich, dass man von diesem Thema bisher noch nichts gehört hat», war zu hören. Gut möglich, dass sich dies bald ändern wird.

Andreas Notter